Selbstversuch: Wadenbehandlung gegen Restless Legs Syndrome
Diesen Sommer habe ich wieder einmal einen Selbstversuch in Sachen Eigenbehandlung gemacht. Und zwar ging es um meine Waden. Diese bereiteten mir seit einigen Monaten “restless-legs-artige” Beschwerden. So konnte ich gegen Abend nicht mehr gut ruhig sitzen, was mir auffiel, wenn ich mich mit Freunden traf. Aber auch vor dem Einschlafen im Bett zucken die Waden eigenartig, was sehr unangenehm war. Es war fast, als hätte ich einen Juckreiz, der tief im Muskel drin steckt. Trotz Achtsamkeitsübungen fiel es mir manchmal schwer, einzuschlafen. Nachdem ich dies einige Monate lang ignoriert hatte, die Beschwerden aber nicht besser wurden (Aha, ignorieren hilft nicht?…), beschloss ich, einen Selbstversuch zur Eigenbehandlung zu starten.
Der Selbstversuch:
Die Therapie war denkbar einfach: zehn Tage lang habe ich meine Waden jeden Tag ca. fünf Minuten pro Seite behandelt. Der Ablauf war immer gleich: zuerst suchte ich mit einem Tennisball Triggerpunkte in den Mm. gastrocnemii auf und behandelte sie (ziemlich hart an der Schmerzgrenze, aber immer so, dass ich noch frei atmen konnte und mich auch mental nicht gegen den Reiz anspannen musste). Danach rollte ich die Wade mit einer Blackroll mehrmals von distal nach proximal aus. Dasselbe wiederholte ich auf der anderen Seite. Zum Schluss machte ich eine Dehnübung für die Mm. gastrocnemii, die ich auf jeder Seite gut eine Minute hielt und danach vorsichtig löste.
Die Resultate:
Ich war extrem erstaunt, dass ich nach zehn Tagen absolut beschwerdefrei war. Abends fühlten sich die Beine nicht mehr angespannt an, der seltsame “innerliche Juckreiz” war verschwunden und auch mit dem Einschlafen hatte ich keine Probleme mehr.
Was ich gelernt habe:
Natürlich hatte ich meine Waden vorher schon immer mal wieder selber behandelt. Der Unterschied war aber, dass ich nie eine ganze Serie von zehn Behandlungen an zehn aufeinanderfolgenden Tagen gemacht hatte, sondern immer nach zwei bis drei Tagen, wenn die Beschwerden besser wurden, wieder mit den Behandlungen aufhörte. Was ich an diesem Versuch gelernt habe: es lohnt sich, die Behandlungen wirklich etwas länger als nur zwei bis drei Tage lang durchzuführen. Der Effekt ist stärker und er hält länger an. Bei mir hat der Effekt dieser zehntätigen Therapie gut zwei Monate angehalten. Danach wiederholte ich dieselbe zehntägige Selbsttherapie und werde das nun immer tun, wenn ich merke, dass die Beschwerden sich zurückmelden.
Wieso reicht eine Therapieserie nicht?
In meinem Fall sind die Beschwerden nach gut zwei Monaten zurückgekehrt und ich musste die Serie wiederholen. Ist das denn wirklich nötig? Könnte man fragen. Meine Einstellung dazu: natürlich bedeutet es einen gewissen Aufwand. In diesem Beispiel reden wir von 10 x 10 Minuten, also etwas mehr als eineinhalb Stunden alle zwei Monate. Alternativ könnte man bei “Restless Legs-Beschwerden” auch Medikamente einnehmen, sogenannte L-Dopa sowie Dopamin-Agonisten. Dies scheint auf den ersten Blick einfacher, aber diese Medikamente können die folgenden unerwünschten Nebenwirkungen haben:
- Wassereinlagerungen
- Schläfrigkeit
- Verstopfung
- Schwindel
- Halluzinationen
- Übelkeit
Wenn ich mir diese Liste anschaue (die übrigens nicht komplett ist, siehe Quelle unten), steigt meine Motivation, alle zwei Monate eineinhalb Stunden in Eigenübungen zu investieren. Ganz abgesehen davon, dass die Eigenübungen keine Kosten verursachen und so unser Gesundheitssystem schonen.
Sinnvolle Alternativen zur Selbstbehandlung:
Wer keine Zeit oder keine Motivation findet, sich selber zu behandeln (oder das aus gesundheitlichen Gründen nicht kann), hat natürlich die Möglichkeit, sich in Massagetherapie zu begeben. Triggerpunkt-Therapie oder Techniken, die das Bindegewebe (Faszien) lösen, können denselben Effekt haben wie Eigenbehandlungen, und im Gegensatz zu einer medikamentösen Therapie sind sie weitgehend frei von unerwünschten Nebenwirkungen.
Fazit:
Wer mit einer ähnlichen Problematik zu tun hat, dem sei hier Mut gemacht: Meiner Erfahrung nach kann man mit einfachsten Mitteln gegen diese Beschwerden vorgehen, sei es mittels Selbstbehandlungen oder mit Massagetherapie (oder einer Kombination von beidem).
Quellen:
- Komplette Liste der Nebenwirkungen eines typischen Medikaments gegen Restless-Legs-Syndrom: Madopar DR Tabletten 250mg
- Infos von Wikipedia zu Restless-Legs-Syndrome
- Bildnachweis